BURN, BABY BURN.

Ist damit 2035 Schluss?


Ab 2035 soll es laut Europäischer Union keine Verbrennungsmotoren mehr geben. Was bedeutet das genau? Ein Gespräch mit Thomas Marxrieser.

Was hat es mit der Ankündigung der EU auf sich, ab 2035 keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen zu wollen?

Das ist jetzt einmal ein politisches Statement und alle Details sind unklar. Da geht es darum, dass wir angehalten sind, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und da wird eben auch das Auto ins Visier genommen.

Kennst Du irgendwelche Details?

Ich habe keine Details, aber sehr viele Fragen. Für wen genau sollen Verbrennungsmotoren verboten sein? Für Privat-PKW und leichte Nutzfahrzeuge? Oder auch für den Schwerverkehr? Was ist mit Fahrzeugen, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden können, von der
Technik her aber Verbrenner sind? Gibt es vielleicht Szenarien, wo in Teilbereichen Fahrverbote auferlegt werden - wo man dann im Stadtbereich elektrisch unterwegs sein muss, auf Langstrecken aber sehr wohl den Verbrenner aktivieren darf?

Was heißt denn „Zulassung“ eigentlich?

Da bin ich mir eben nicht sicher, was gemeint ist. Bei uns ist ja „Zulassung“ und „Anmeldung“ umgangssprachlich dasselbe. Aber es gibt auch die Bauartzulassung für Hersteller. Hersteller bringen neue Modelle heraus und die müssen zugelassen werden. Nehmen wir also einmal an, ein Hersteller bringt genau 2035 ein neues Modell heraus mit Verbrennungsmotor. Dann müsste das Fahrzeug auch bis zum Ende des Modellzyklus gefahren werden dürfen. Das sind bis zu zehn Jahre. Damit wäre der EU-Plan um zumindest zehn Jahre nach hinten verlängert. Es haben ja auch viele Hersteller Automodelle, die man nicht so einfach auf E-Mobile umrüsten kann.

Was sagen da die Automarken dazu?

Die großen Autohersteller agieren global. Wie sehr sie da die Pläne der EU unterstützen, bleibt abzuwarten. Europa ist ja nicht gerade klein, aber auch nicht unbedingt der größte Player am Weltmarkt. Da ist dann wohl die Frage, wie die Ambitionen der restlichen Welt in Sachen CO2-Reduktion sind. Europa hat einen Anteil von acht Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen. Da wird es also sehr darauf ankommen, wie der Rest der Welt die Sache sieht.

Was weiß man denn derzeit von den anderen Regionen der Welt?

Ein komplettes Verkaufsverbot für Verbrenner wird in Deutschland per 2035 angestrebt. Kanada plant das für 2050. In den USA schwanken die Bundesstaaten zwischen 2035 und 2050. Kalifornien wird da wahrscheinlich wieder eine Vorreiterrolle übernehmen. In China gibt es nur die südliche
Provinz Hainan, die das für 2030 vorhat. Der Rest von China hat 2060 genannt. In Afrika hat überhaupt nur Ägypten Bestrebungen gezeigt. Und im asiatischen Raum hat Thailand sich ebenfalls für 2035 angemeldet. Die wollen das forcieren und zu einem Zentrum für Elektroautos werden.

Wenn die EU das so sehr anstrebt, sollte sich aber auch Europa des Themas annehmen?!

Auf alle Fälle muss dann Europa ein Kompetenzzentrum für Elektromobilität werden. Sind wir das schon? Und von welchen Zulieferländern machen wir uns dann wirtschaftlich abhängig? Diesen Fragen wird sich die EU stellen müssen. Es braucht ja zu alldem auch die Zustimmung der
Mitgliedsländer.

Was also bleibt jetzt von der Ankündigung, Verbrennungsmotoren ab 2035 nicht mehr zulassen zu wollen?

Genau das: eine Ankündigung, die schwierig zu handhaben und im Moment auch nicht sehr aussagekräftig ist. Das Wichtigste ist die Kommunikation zwischen der EU-Kommission und den Autoherstellern.

Ich hoffe, die findet statt. Öffentlich bekannt ist da im Moment nichts. Es ist ja nicht sinnvoll, die Hersteller zu etwas zu zwingen, was nicht ausreichend durchdacht ist. Wenn das passiert, dann werden am Ende die Konsumenten zahlen. Die Hersteller eher nicht. Das Vorhaben an sich ist ja begrüßenswert.