BEHALTEN SOLANGE ES GEHT!
Preissteigerung bei Kleintransportern.
Wer kassiert? Was kann man tun?
Die Nachlieferungen bei neuen Kleintransportern ist stillgestanden. Damit haben die Preise am Gebrauchtwagenmarkt angezogen. Was nun?
Leicht-LKWs sind teuer geworden. Keine gute Nachricht für all die Gewerbetreibenden, Handwerker, Zustelldienste & Co.; Mini-Vans sind ein Arbeitsutensil und kein Fun-Artikel. Beim 718 Boxster kann man sagen: na gut, kaufe ich jetzt nicht, ich warte noch ein bisschen. Aber der Tischler braucht seinen neuen Bus zur Auslieferung. Und wenn es ein großer Betrieb ist mit zehn Kleintransportern, dann geht das in’s Geld. Wir haben im Moment eine Preissteigerung um die 30% zum Vorjahr.
Wieso eigentlich? Und wer kassiert das? Einen klitzekleinen Beitrag hat ein österreichisches Spezifikum gegeben: die NOVA. Eigentlich haben wir in der Autobranche darauf gewartet, dass sie irgendwann einmal einschläft und abgeschafft wird. Aber nein. Sie ist Mitte des Vorjahres auf Kleintransporter ausgeweitet worden unter dem Mäntelchen einer Umweltschutzabgabe. Bisher galt sie ja nur für PKW. Der Effekt war abzusehen. Alle Betriebe, die eine Neuanschaffung vorhatten, haben sie eben vorgezogen, um sich die NOVA zu ersparen. Der Markt wurde leergefegt. Dann kam der Ukraine-Krieg mit den bekannten Auswirkungen auf fast eh alles. Die Nachlieferungen bei Neuwagen standen still, weil es plötzlich keine Bauteile und Ressourcen mehr gab. Und damit haben auch die Preise am Gebrauchtwagenmarkt angezogen.
Diese ganze Verknappung führt zu Preissteigerungen, die von den Herstellern entschieden worden sind. Immer wenn ein Gut knapp wird, wird natürlich versucht, den Deckungsbeitrag auf bestehende Ware anzuheben. Gut für die Aktionäre, nicht gut für uns alle. Der Preisanstieg am Gebrauchtwagenmarkt ist eine logische Folge dieser Misere. Gibt es keine neue Ware, entsteht ein Wettbewerb um die Gebrauchte.
UND HIER DER MARXRIESER-TIPP. Kleintransporter behalten solange es geht! Reparieren lassen, in Wartung investieren, gut mit den Gebrauchten umgehen. Die Tendenz, Klein-LKWs prinzipiell früh zu tauschen, um sich mehr Abschreibung zu holen, muss man sich jetzt gut durchrechnen. Die Rechnung geht nicht so einfach auf. Den Bestand zu erhalten ist außerdem ein schönes Zeichen der Nachhaltigkeit.
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So sind die allermeisten Firmen (vor allem die großen Konzerne) in der Lage, die höheren Preise für Energie und andere Rohstoffe an ihre Kunden weiterzugeben. Den Gewinn je Stück («Unit Profit») konnten seit 2020 alle Branchen der Euro-Zone beträchtlich steigern. Die Erwartungen für die nächsten zwölf bis achtzehn Monate bleiben hoch. (…)
Es ist die Industrie, die zugleich Treiber und Profiteur einer Teuerung ist, die vor zwei Jahren kaum einer vorhergesagt hat.
Ein Text aus der Zürcher Zeitung (August 2022)